Viva Collonia – Zu Gast bei Schwestern !
Als da zu berichten wäre von einem „Betriebsausflug“ der Geschäftsleitung und Anhang des Wencke Myhre Fanclubs Schweiz vom 19. – 21. Juli 2006
„Et kütt, wie et kütt !“
Langjährige Leser und Verfolger dieser Erlebnisberichte kennen das. Alles fängt im Ponystall der „Bock-Ranch“ zu Finsterhennen an. Unsere Tiere sind da nicht anders. Die riechen den Braten auch schon, wenn statt der schönen Meisterin der olle Knecht zu Herrgottsfrüher Tageszeit herumfuhrwerkt. Argwöhnisch wird jeder Schritt und Handgriff beäugt. „Die verduften wohl wieder für einige Zeit“ kann von den Gesich-tern unserer Fellnasen abgelesen werden.
Beim Füllen der Wasserkessel vor dem Haus steigt über den nahen Hügeln zur Be-grüssung die Sonne empor, was für ein Start ! „Wenn die Sonne erwacht in den Bergen ...“ ist der Gedanke zur beeindruckenden Stimmung, Herz was begehrst du mehr ?
Nun ist diesmal aber doch alles etwas anders mit Anders’ toller Bühnenschau ! Die Karten für GWS und die Hotelreservation sind schon länger getätigt, als in der zwei-ten Junihälfte plötzlich die Zeit still steht. Unsere Wencke hat sich unverhofft die Hüfte operieren lassen müssen, da die Schmerzen nicht mehr zu ertragen waren. Bei unserem Fellbachstuttgart Besuch sah man bereits erste schlechte Anzeichen. Wencke lief, tanzte und wirbelte nicht ganz so über die Bühne wie wir das von ihr gewohnt waren.
Gemäss einer Meldung auf Wenckes HP ist dieser Eingriff glücklicherweise gut verlaufen. Das ist schon mal die positive Seite, aber was nun ? Nach hin- und hertelefonieren oder mailen und einer Nacht die Situation überschlafen kann eigent-lich keine andere Entscheidung gefasst werden : Nichts wie hin und jetzt erst recht !!! Schliesslich haben sich Gitte und Siw entschieden, das Programm zu einer Zweifrau-schau weiterzuentwickeln, was wir den beiden hoch anrechnen. Die Mitarbeiterinnen der Karten-Verkaufstelle und die Leitung im Hotel Europa am Dom sind sehr kulant und akzeptieren eine Rückgabe der überzähligen Tickets oder eine Stornierung ein-zelner Zimmer ohne Kostenfolge, herzlichen Dank !
Also denn – Köln wir kommen !
Die Reise verläuft sehr angenehm. Im ICE3-Paradezug der DB AG auf der Neubaustrecke Köln – Rhein/Main mit 300 Sachen ein paar müde Porschaudimerz-Fahrer überholen ist ein gutes Gefühl. In der hügeligen Gegend ist die Landwirtschaft voll in Aktion, Gerste- und Tritical-Ernte laufen auf Hochtouren.
Wer ist das, der da in ner Staubwolke schwitzt ?
S’ ist ein Bauer, der auf seinem Mähdrescher sitzt !“
Automatisch kommen Gedanken an die Weiterverarbeitung des Dreschgutes auf. Staubdurstgerstenteekölsch - oder wie oder was ? Kaum ist der Reiseproviant bis auf einige süsse Trockenfrüchtchen verarbeitet, fahren wir über die berühmte Hohen-zollernbrücke.
Köln – wir sind da !
Nach kurzer Erkundung, die Erleichterung. Bahnhof, Dom, Hotel, Philharmonie und Rheinufer sind mit einigen wenigen Schritten erreichbar. Coelle zeigt sich von der besten Seite und hat extra für uns ein Traumwetter bereitgestellt. Die dazu nötige Flüssigkeit kann fast überall und wenigstens tagsüber problemlos nachgetankt werden, an beschilderten Häusern ist kein Mangel.
Da sich Christine spontan dazu entschlossen hat auch schon am 19. anzureisen, können wir sie um 16 Uhr in unsere Arme schliessen. Fellbach und seine Teilneh-merInnen sind überall. Es wird sich weisen, dass dieser Entscheid goldrichtig war. Eine Konzertkarte an bester Lage ist schnell erstanden. Endlich wird es Abend, nach einer kurzen Verköstigung mit Kölsch und Salat streben wir dem Ort unserer Träume zu, der Philharmonie. Dieses Konzerthaus ist beeindruckend grandios und der Veranstaltung angemessen. Sie ist zu etwa zwei Dritteln von erwartungsvollen Gästen bevölkert. Da treffen wir auch erstmals zwei Neulinge im GWS-Fansorti-ment. Sabine und Stefan Jenke sind letzten Samstag aus dem hohen Norden in die in jeder Beziehung heisse Mitte gefahren. Sie waren die glücklichen Gewinner von Peter Seibolds Verlosung zweier Eintrittskarten für den 15. 7. Sie hatten sich die Originalvorstellungen unter anderem bereits in Hamburg, Rostock und Braunschweig angesehen und sind wie wir restlos davon überzeugt.
Die GS-Vorstellung beginnt wie üblich mit Rauch, Scheinwerfern und Donnergrollen. Die Stimme verspricht allerdings den Einzug von Gitte, Wencke und Siw, kann uns Kenner aber nicht täuschen. Auch wenn nun halt Siw und Gitte in ihre Decke ein-gehüllt auf der Bank sitzen – Wencke ist trotzdem im Raum. In unseren Herzen und den Gedanken ihrer Kolleginnen ist sie allgegenwärtig, das geht gar nicht anders. Ausserdem hat sie uns ja ihren Herzallerliebsten geschickt, Anders sitzt wie eh und je am Flügel und ist mit seiner genialen Fingerakrobatik kaum zu bremsen. Wir sind von dieser neuesten Version absolut hingerissen, dürfen dabei eine grosse Siw und eine starke Gitte erleben. Siw hat sich für ihren ersten Auftritt wohl neu eingekleidet, oder ich empfinde es jedenfalls so, sie sieht ganz in weiss sehr jugendlich und hin-reissend aus.
„Mein Ideal“ ist in der Originalversion „Tu t’ laisse aller“ ein Chanson von Charles Aznavour, das er in einer Bearbeitung von Ernst Bader auch deutsch interpretiert hat. Weiter hat unter anderen Hildegard Knef 1978 auf der B-Seite der LP „Überall blühen Rosen“ diesen gefühlvollen Titel interpretiert. Diese ironische Seite von Siw erinnert an „Mein Mann ist Fussballspieler“, womit wiederum der Bogen zu Wencke gespannt wäre. Ein Auftritt der besonderen Art sind auch Siwans schwedisch gesungene Volkslieder und „Der schwarze Kater Stanislaus“. „Amore scusa mi“ wurde auf kölsche Bühnenverhältnisse adaptiert. Die Position des Mikrophons ist nun vom Arbeitseifer des „Krausmeisters Hause“ abhängig, eine sehr witzige Einlage.
Gitte kramt in ihrem umfangreichen Jazz-Repertoire und bringt zum bereits bekann-ten Programm weitere Schmankerl. Die biblische Geschichte mit den drei Brüdern gefiel mir besonders. Bei der Erzählung über die Einladung ihrer Eltern 1983 nach Berlin und der „Ol’ man river-Hommage“ an ihren Vater Otto hat uns die Dänin wohl sehr tief in ihr Inneres blicken lassen. Wie Gitte in ihrer gestreiften Bluse auf dem Barhocker sitzend ihre Lieder intoniert, schmilzt Onkel Henri fast wie Schweizer Butter in der Kölner Sonne.
Im Schlussteil stehen noch die Wencke-Titel im Angebot. Siw und Gitte behelfen sich für den Text mit Spickzetteln. Auch wenn nicht immer gleich die richtige Seite zur rechten Zeit bereit steht, sie machen das sehr gut. Wencke und ihre Abwesenheit sind bei Gisiwans gesprochenen Passagen ein Thema, das mehrmals erwähnt wird.
Auch das schönste Programm geht mal zu Ende, natürlich erst nach einer Zugabe. Die zwei Künstlerinnen haben alles gegeben und damit seeeeeehr überzeugt. Wir ziehen den Hut !!
Zu fünft stehen wir uns nach dem Konzert beim Künstler-Ausgang die Beine in den Bauch. Der Abend könnte nicht schöner sein, Wärme und angeregte Stimmung inklusive. Sabine und Stefan entpuppen sich als grosse und sachkundige GWS-Fans und sind von Trix, Christine und Onkel Heinz sofort ins Herz geschlossen worden. Plötzlich ist die Ruhe weg, denn Gitte, Siw und Anders stehen auf der Treppe. Herr Gutz ist auch dabei, nach einem freudigen Hallo entwickelt sich sofort eine grosse Diskussion. Siw und Gitte sind sehr herzlich, aufgeräumt, guter Dinge und absolut nicht in Eile. Christina kann stolz und im Auftrag der Gitte-Fans die von diesen zum Signieren durch halb Europa gesandte Glückwunschkarte überbringen. Die Freude ist gross und ist sicher eine gute Abrundung des Jubeljahres „40 Jahre Gitte Haenning-Johansson“. Bei der Jahrzahl fehlt dem Schreiberling der Durchblick, wirkt das „Geburtstagskind“ doch noch äusserst jugendlich.
Nach der Verabschiedung begeben wir uns ans Rheinufer um dem Durst Paroli zu bieten. Allerdings ist das um 23 Uhr bereits mit Schwierigkeiten verbunden, da zum Teil die Bürgersteige hochgeklappt sind. Trotzdem werden wir noch fündig, aaaah it dat gut, det Kölsch ! Ganz hippelig (O-Ton Christina) kehren wir ins Hotel zurück. An Schlaf ist dabei kaum zu denken, die Eindrücke eines grossen Tages sind noch zu präsent. Ausserdem ist es draussen etwas kühler als in den überhitzten Zimmern.
Am nächsten Morgen und nach einigen wenigen Mützen voll Schlaf geniessen wir ein opulentes Frühstück. Kurz vor Elf trifft mit dem ICE aus Amsterdam unser jahrzehntelanger Freund Marc Snijders aus Holland ein. Es verbleibt Zeit um einen Rundgang durch die Fussgängerzone zu machen. Verpflegungsmöglichkeiten wer-den auch in Anspruch genommen, schliesslich soll bei den Dingen die uns noch erwarten, kein knurrender Magen die Stimmung stören. Für 15 Uhr haben wir uns mit Nicole Zipfel im „Café Cremer“ in der Breiten Strasse verabredet. Auch sie gehört zum harten Fellbacher-Kern zu dem der Kontakt nicht abgebrochen ist. Nach einer Erfrischung mit Wasser im Glas und vom Himmel ist ein weiterer grosser Moment da. Im gegenüberliegenden DuMont Carré hat der „Express“ zu einer Autogrammstunde geladen. Auch hier sehen Gitte und Siw hinreissend aus und sind bester Dinge. Foto hier, Autogramm da, gute Diskussionen hüben und drüben. Herr Gutz, der Erfinder der GWS-Show ist ebenfalls zugegen, dabei sehr offen und gesprächig. Unsere Künstlerinnen amten zum Schluss der gelungenen Stunde als Glücksfeen und ziehen die Gewinner von vier GS-Eintrittskarten für heute Abend. Wir hoffen, dass mit dem Verkauf der Autogramm-Fotos der wohltätigen „Aktion für bedürftige Kinder“ ein grosser Batzen zugekommen ist.
Nach einer kleinen, mässig wirksamen Erfrischungsrunde im Hotel treffen wir uns zum Nachtessen beim „Früh“ für eine sehr mundende Stärkung. Auch heute Abend treffen wir wieder mit Sabine zusammen. Sie hat ihren Stefan am Nachmittag davon überzeugen können entgegen seiner ersten Idee nochmals ins Konzert mitzugehen, er wird es nicht bereuen.
Es ist wieder genau so genial wie am Vorabend und wird von noch mehr Zuschauern begleitet. Die ganze tolle Truppe hat es einfach verdient auch in geänderter Zusam-mensetzung besucht, beklatscht und bewundert zu werden. Na ja, Wencke fehlt halt trotz allem immer irgendwie, irgendwo. Schon nur der Balladen wegen, die ihr auf den Leib geschnitten sind. „Manchmal wein’ ich heimlich ........“
Wie gehabt trifft man sich nach dem Spektakel an der Künstler-Pforte. Stefan organisiert und spendet verdankenswerter Weise eine Runde Gerolsteiner und so in dunklen Flaschen. Siw, Gitte und Herr Gutz kommen schon bald aus dem Haus und verabschieden sich gleich, da sie noch zu einem Termin verabredet sind.
Wo bleibt nur Anders ? Nach längerem Warten steht er plötzlich da, in voller Grösse und Herzlichkeit. Lässig an seinen Rollkoffer gelehnt, berichtet er uns über Wencke und ihren Heilungsprozess. Man stelle sich vor, das verrückte Ding hat trotz Krücken bereits Malerarbeiten am Haus durchgeführt. Es hätte wohl nicht viel gefehlt und sie wäre auch auf die Leiter gestiegen, man kennt und liebt sie ja wegen ihres Tempera-mentes. Anders ist trotz des täglichen Stresses sehr gut drauf. Wir sind beeindruckt von seiner Ausstrahlung. Als Künstler und Mann von Welt mit ABBA durch alle Kontinente gereist, sprechen wir trotzdem wie mit einem Freund. Das Schlitzohr in ihm bricht überall durch, es gibt allerhand zu lachen. A propos, Anders hat grosse Fortschritte gemacht in „Deutse Sprack“, er verrät uns auch wieso. Nach einigen Erinnerungsbildern ist doch Zeit zum Abschied, die Musiker feiern noch den 13. Hochzeitstages eines Mitgliedes, da kann und darf der Maestro nicht fehlen.
Wir suchen und finden wieder eine Möglichkeit, um den Flüssigkeitsbedarf des Körpers zu ergänzen. Ab allem Diskutieren kommen wir mit zwei Damen am Neben-tisch ins Gespräch, die sich die Vorstellung auch gegönnt haben. Sie sind begeistert von dem was sie gesehen und genossen haben. Nach dem Tausch einer Visiten-karte versprechen die „Kölsche Mädels“ sich per E-Mail zu melden. Können wir denn nun schon schlafen gehen ? Nein, aber ein Rundgang zum Dom und Bahnhof bringen uns ein paar eindrückliche Momente die auch bildlich festgehalten werden. Es ist wie Ferien in südlichen Gefilden, die gelöste Stimmung passt, nur sprechen hier mehr Menschen eine Sprache, die wir verstehen..
Irgendwann sind alle wohlbehalten in ihren eigenen oder Hotelbetten angekommen und nach einer kurzen Nacht ruft das nächste Frühstück. Auch mit Christine und Marc ist es interessant zu diskutieren. Beide kennen sich in der Musikszene ausge-zeichnet aus, beileibe nicht nur was das Wirken unserer Schwestern betrifft.
Nach bezahlter Rechnung im gutgeheizten Hotel verziehen wir uns zur vorüberge-henden Gepäckaufgabe Richtung Bahnhof. Um dieser Schreibe doch noch eine intel-lektuelle Note zu verleihen ist „nach die dänisse und swedisse Cultur“ nun etwas deutsche Kirchenbaukunst angesagt. Das Weltkulturerbe Kölner Dom muss man sich, wenn auch nur kurz, angesehen haben. Könnten wir mit unseren heutigen Mitteln so einen Monumentalbau überhaupt noch aufstellen ? Ja vielleicht schon, aber nach zwanzig Jahren wäre bereits die erste Generalsanierung fällig, nach fünfzig Jahren die Bausubstanz nur noch für einen Abriss gut. Ausserdem, sind die Entwürfe eines Jean Nouvel oder Mario Botta so zeitlos genial, dass man sie sich immer wieder anschauen mag ? Von Bauen für die Ewigkeit also keine Spur mehr.
Die Eckdaten zum Dom sind pompös. Nach 632 Jahren Bauzeit wurde die Fertig-stellung 1880 gefeiert. Dass so eine Konstruktion immer Unterhalt braucht – dank unserer Russpartikelfeinstaub geschwängerten Luft erst recht – ist auch dadurch ersichtlich, dass heute mehr als 100 Personen in der Dombauhütte beschäftigt sind. Bei unserem Rundgang sind wir stark beeindruckt. Es herrscht eine angenehme Ruhe und innere Zurückgezogenheit. Das kann aber auch an unserem latenten Schlafmangel und der andauernden Verarbeitung gehäufter Eindrücke vergangener Tage liegen. Ein nachfolgender Abstecher führt Marc, Christine, Beatrice und Grau-tier nochmals an den grossen Fluss, zur imposanten Hohenzollernbrücke. Um zwölf treffen wir uns im Bahnhof wieder mit Nicole, die hier gleich ums Eck wohnt. Sie spendiert uns im „Kölsch Treff“ einen Abschiedstrunk garniert mit einem schönen Blumenstrauss, herzlichen Dank !! Als Lesestoff für die Heimfahrten, so man(n) denn überhaupt mag, geht das Buch „Fleisch ist mein Gemüse“ mit auf die Reisen in alle Richtungen.
Also ist denn doch die Zeit des Abschiedes gekommen. Was soll man noch sagen ? Das Nachfellbachtreffen hat gut getan. Wie bereits Tradition haben wir wiederum neue, unheilbar vom GWS-Bazillus infizierte Menschen kennen und schätzen gelernt, diesmal in Gestalt von Sabine und Stefan. Wir sind restlos überzeugt, mit unserem Besuch die richtige Wahl getroffen zu haben und erlebten eine Siwan, Gitte, Anders und einen Herrn Gutz & Co. in Hochform ! Wencke ging dabei nie vergessen, sie war auch so da.
Hei ihr skandinavischen Mädels – wir lieben Euch !
Nachsatz : Es geht wohl allen so !? Manchmal fragt man sich, wieso wir uns im täglichen Leben dauernd abhetzen, immer mindestens hundert Prozent geben wol-len, uns der permanenten Geringschätzung durch unsere Vorgesetzten aussetzen, dabei alles irgendwie und manchmal zum eigenen Erstaunen trotzdem auf die Reihe kriegen. Das Erlebnis Köln und eines seiner Sprichwörter sind eine Antwort :
Levve un levve lasse !
Finsterhennen 24. Juli 2006